Residenzpreis 2025

RESIDENZPREIS 2025

Pasha Kritchko, Residenzpreisträger 2025

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Pasha Kritchko (geb. 1987) ist ein ehemaliger Bauingenieur und Werbefotograf aus Belarus, der während der Präsidentschaftswahl 2020 und der anschließenden Massenproteste zum Fotojournalismus wechselte. Mit seiner Kamera dokumentierte er die staatliche Gewalt und die Menschenrechtsverletzungen nach der manipulierten Wahl.

Seine aktuelle Arbeit widmet sich der andauernden belarussischen Krise seit 2020, darunter den Geschichten belarussischer Freiwilliger im Krieg in der Ukraine sowie den Schicksalen von Geflüchteten, die zur Flucht aus ihrem Land gezwungen wurden. Mit seiner Fotografie möchte Pasha auf diese Themen aufmerksam machen und die Herausforderungen sichtbar machen, mit denen Belarusen sowohl in der Heimat als auch im Exil konfrontiert sind.

„In Belarus betrachtet das Regime die Wahrheit als seinen Feind. Es versucht, Beweise für Repressionen und die Erinnerungen an nationale Einheit auszulöschen. Ende 2024 saßen 45 Journalistinnen, Journalisten und Bloggerinnen sowie Blogger aufgrund politischer Anklagen im Gefängnis, und die unabhängigen Medien waren nahezu vollständig zerstört. 2020 wechselte ich zum Fotojournalismus und dokumentierte die Präsidentschaftswahlen sowie deren Folgen. Wie viele Belarusen trieb mich ein Gefühl der Dringlichkeit und Verantwortung an, die Wahrheit über das Geschehen in meinem Land festzuhalten. Meine Fotografien zwangen mich schließlich zur Flucht – im Wissen um die Konsequenzen eines Verbleibs.

Mehr als 35.000 Menschen wurden während der Proteste festgenommen. Sie erlitten Schläge, Demütigungen und Folter in überfüllten Haftanstalten. Ende 2024 saßen noch 1.265 politische Gefangene hinter Gittern, darunter Oppositionsführerin Maria Kalesnikawa und Friedensnobelpreisträger Ales Bjaljazki.

Seit 2020 haben mehr als 400.000 Belarusen das Land verlassen und Zuflucht in Polen, Litauen und darüber hinaus gesucht. Für viele bedeutet das Exil, ihr Leben neu zu beginnen und zugleich die Verbindung zur Heimat aufrechtzuerhalten. Doch der Arm des Regimes reicht über die Landesgrenzen hinaus: Exilierte und ihre Familien in Belarus stehen unter Druck. In einigen Fällen wurden Geflüchtete sogar aus Staaten abgeschoben, die weiterhin mit dem belarussischen Regime verbunden sind – was ihre Flucht und ihren Kampf für Freiheit zusätzlich erschwert. Manche nutzen das Exil als Plattform des Widerstands, indem sie Proteste organisieren, für politische Gefangene eintreten oder die Ukraine im Kampf gegen die russische Aggression unterstützen. Viele andere aber haben sich von der Politik abgewandt.

Für diejenigen, die 2020 politisch aktiv waren und in Belarus geblieben sind, ist das tägliche Leben von Angst und Isolation geprägt. Selbst kleinste Zeichen des Widerstands – ob das Zeigen verbotener Fahnen, das Sprechen der belarussischen Sprache oder das Tragen bestimmter Farben – werden bestraft. Die anhaltende Repression zwingt viele, eine Überlebensstrategie der Gleichgültigkeit anzunehmen und Normalität zu wahren in einer Gesellschaft, in der Widerstand aussichtslos erscheint.

Die Präsidentschaftswahl 2025 wirkte wie eine weitere Farce – ohne Aussicht auf Veränderung, begleitet von der Furcht vor noch härterer Repression. Doch die Erinnerung an ein anderes Belarus bleibt lebendig. Die Exilierten sind entschlossen, ihre Kultur, Geschichte und die Hoffnung auf eine Zukunft zu bewahren, in der Freiheit und Einheit wieder gedeihen können. Der belarussische Kampf ist nicht auf nationale Grenzen beschränkt – er ist Teil eines größeren Ringens um Demokratie und Menschenrechte in einer Welt, die zunehmend von autoritären Regimen bedroht ist.“

 
Am Tag der geheimen Amtseinführung am 23. September 2020 in Minsk löste die Bereitschaftspolizei einen Protest gegen Lukaschenko auf. Die belarussische Polizei ist für ihre brutalen Methoden bekannt und setzt regelmäßig übermäßige Gewalt ein, um regierungskritische Demonstrationen niederzuschlagen. An diesem Tag wurden Wasserwerfer, Tränengas und Gummigeschosse gegen die Demonstrierenden eingesetzt. Nach der Präsidentschaftswahl 2020, die weithin als manipuliert kritisiert wurde, wurden im ganzen Land Tausende Protestierende festgenommen. Menschenrechtsorganisationen dokumentierten zahlreiche Fälle von Polizeigewalt, darunter Misshandlungen und Folter von Inhaftierten in Einrichtungen wie dem Gefängnis Okrestina.
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Vernissage der Residenzpreisausstellung:
30. August, 19 Uhr